From an interview about Tunisia, and the Islamist threat:
Wir halten sie für sehr gefährlich. Sie sind der Erhebung ferngeblieben, außer am letzten Tag, als sie ein Vereinnahmungsmanöver versuchten über die Instrumentalisierung der Märtyrer, aber ohne Erfolg. Heute ist ihre Taktik, teilzunehmen, aber unsichtbar zu bleiben. Sie haben tatsächlich einige Volksviertel von Tunis infiltriert. Der Führer der fundamentalistischen Ennahdha-Partei will nach Tunis zurückkehren [das ist am 30.1. passiert] und die Strömung umbauen, um den neuen Generationen Platz zu überlassen. Sie haben also eine geheime Agenda: sie werden sich nicht gleich aufstellen lassen, aber sie bereiten sich auf die nächsten Wahlen vor. Sie sind da, sie sind bereit. Wenn den anderen die Luft ausgeht, werden sie den Gipfel erklimmen. Umso mehr als man spürt, dass Gaddafi sich mit ihnen verbündet: das ist natürlich eine Mauschelei, denn er ist kein Fundamentalist. Aber er praktiziert die Politik der verbrannten Erde, denn er fürchtet sehr um seine Macht: diese tunesische Erhebung hat zu einer internationalen Breite geführt, und er ist der erste, der fürchten muss, dass unser Beispiel bei ihm Schule macht. Es gibt schon kleine Demonstrationen in Libyen, und er hat einige Armeeoffiziere abgesägt – angeblich wegen Korruption… Er ist also in schrecklicher Verlegenheit: das beste, was er machen kann, ist Anarchie, Chaos zu stiften, und dafür muss er die Muslimbrüder unterstützen. Ghannouchi, der Führer der tunesischen Fundamentalisten, hat übrigens erklärt, dass er die Position von Gaddafi schätzt, der von Anfang an gegen die Bewegung war. Wir denken also, dass es eine objektive Allianz gibt zwischen der libyschen Regierung und den Fundamentalisten, und das ist eine große Gefahr.
Was ein wenig beruhigt, ist die neue Generation, die 15-25-jährigen, die den Aufstieg des Islamismus in den 1980er Jahren nicht miterlebt haben, die also ein wenig geimpft ist gegen den Fundamentalismus, auch wenn nichts gewiss ist. Man spürt andererseits, dass die Leute in den Stadtteilkomitees schon die Ankunft des Fundamentalismus fürchten, die Ankunft von Ghannouchi. Und diese selbe Generation hat auch die Verwüstungen durch des Linksradikalismus nicht erlebt. Es ist also eine gewissermaßen von diesen Ideologien unberührte Generation, sie wurde nicht kontaminiert.
Gut, aber das verhindert nicht, dass die Fundamentalisten die Dinge wieder in die Hand nehmen wollen, wenn auch erst morgen. Deshalb muss man sehr wachsam sein. Um so mehr, als die Linken dabei sind, mit diesen Leuten Bündnisse einzugehen, und das ist das Allergefährlichste. Bei der Versammlung aller Parteien, die kürzlich stattgefunden hat, waren auch Vertreter der Fundamentalisten: es waren also im selben Saal Trotzkisten, Stalinisten, Islamisten usw. Das ist für uns völlig unverständlich, dass Leute sich derart verbünden…. Das ist wie bei Euch: Ihr habt die Islamo-Linken, wir haben auch diese Bündnisse, aber in allen Schattierungen, mit Unterschieden von Gruppe zu Gruppe. Auf jeden Fall werden sie in den nächsten zehn Jahren keine Gefahr darstellen. Sie sind eine klare und schwerwiegende Bedrohung, aber keine unmittelbare.
Translation:
We hold them to be very dangerous. They stayed away from the movement, except for the last day, when the tried a recuperation maneuvre, by instrumentalizing the martyrs, but without success. Today their tactic is to take part, but stay invisible. The indeed infiltrated some quartiers of Tunis. The leader of an Nahda party intends to return to Tunisia and rebuild the current, to make room for a new generation. So, they have a secret agenda: they will not run for office now, but prpeare for the next elections. They are there, they are ready. When the others will be out of breath, they will klimb the peak. All the more that one feels that they are allied with Qadhafi: that, of course, is insincere, for he is no Islamist. But he is pracizing scorched earth policy, for he fears for his power; the Tunisian uprising has had an international impact, and he is the first to be afraid that people in Libya will follow that example. There are already a few demonstration in Libya, and he fired a few army officers; for corruptio charges, allegedly. So, he is in a terrible mess: the best he can do is create disorder, chaos, and therefore he needs to support the muslim brothers. Ghanouchi, the head of the Tunisian muslim brothers, by the way, has declared that he appreciates the position of Qadhafi, who was against the movement from the start. So, we are thinking that there is an objective alliance between the Libyan govenment and the Islamists. And that is a great danger.
What is a bit of a comfort is the new generation, the 15 to 25 year old, who haven’t seen the rise of Islamism in the 1980s, who are therefore a bit immune to it, even if that is not for sure. On the other side, you feel that people in the neighborhodd comittees are fearing the coming of the Islamists, the coming of Ghanouchi. And the same generation hasn’t lived through the devastations of left wing radicalism. It is, so so say, a generation untouched by the ideologues, it hasn’t become contaminated.
Well, but that doesn’t hinder that Islamists would like to get matters in their hands, even only tomorrow. One needs to be vigilant, therefor. All the more, because the left wing is about to conclude alliances with these people, and that is the most dangerous thing. The assembly of all parties, the other day, was attended by the Islamists, too; there were Trotskists, Stalinists, Islamists etc. all in the same room. It is totally unconceivable to us, that people conclude alliances like that… It’s just like over there in your country: you have the Islamo-Left, we have these alliances, but in all shades, differing from group to group. All in all, they will not pose much of a threat for the next 10 years; they are a clear and grave threat, but not an immediate one.
Well, while it seems 10 years is a bit too generous, and 4 years is definitely closer to what the interviewee said himself (next elections etc), and while the situation in Egypt is certainly not that easy, this is really interesting.