In The Absence Of Truth

2011/02/01

From anarkismo.net: Interview with a syrian anarchist

Filed under: General — In the absence of truth @ 13:52

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I want to talk in more detail about the local committees formed by the masses, which are one of the most interesting manifestations of its revolutionary action. In the face of the looting started mostly by the ex-secret police, people formed these committees as really democratic institutions, a real competition to the power of the ruling elite and its authoritarian institutions… in Egypt now there are two governments; the local committees and the Mubarak government that is hidden behind the tanks and the rifles of its soldiers. This is happening in a region that is used to dictatorships and authoritarianism… that is the great thing about revolutions, that they transform the world so fast. That doesn’t mean that the struggle has been won; on the contrary, this means that the real struggle has just started.

How much of all that, exactly, is wishful thinking? Is it possible that sheer enthusiasm overcomes critical thinking? Isn’t all that at least ambiguos? Is he not terrified by the prospect of a „really democratic“ government by the owners of property?

On looting and neighborhood militias in Egypt

Filed under: General — In the absence of truth @ 13:23

At least Signalfire got a firm opinin on the phenomenon of neighborhood militias in Egypt; and it is quite reasonable:

The mass arrests of looters in Egypt and the para-military self organization of petty bourgeois citizens for the protection of their ill gotten gains against the destitute majority, once again illustrates the heinous fraud that is every cross-class “popular” and “democratic” movement.

To citizens intoxicated with bourgeois ideology’s normalization of commodity tyranny and human degradation, proletarians appropriating what they need is a crime and an act of provocation, which can only be explained by their being in the pay of the old regime.

The sanctity of the banks, the supermarkets, and most of all the homes of the well to do, these temples of the modern age must be protected at all costs from the grubby hands of the dispossessed mob, a mob which was of course more then welcome to die for democratic and national slogans which were never its own.

The problems faced by the masses in Egypt have nothing to do with the “corrupt tyranny” of Mubarak and his cronies, they are the same problems faced by the proletariat worldwide, unemployment, wage dependency, police terrorism, overwork, austerity measures and hunger.

No restructuring of the state to allow for the idiotic circus of competitive elections, no shift of power towards this or that sordid gang of “socialist” or populist bureaucrats will change these conditions in the slightest.

Only the self organization of the class for the expropriation of the means of production and the abolition of commodity production, can emancipate the proletarianized majority from the misery to which capital is compelled to consign it.

Billions of people around the world, confront the contradiction between the relations of production and the forces of production everyday in the form of crushing poverty and humiliating slave labor and this contradiction can only be resolved by the dictatorship of the proletariat, not the democracy of commercial exchange.

The looting of a supermarket or the torching of a bank, possesses immeasurably more authentically political significance then all the whining of every opposition party and human rights group put together.

The poor and the wage dependent have no stake in the political deals which will be written in their blood.

As for the shop owners and residents of upscale neighborhoods fearful for their designer furniture, we can only say, your time will come and when it does, moaning about democracy will do you no good.

Although they perharps miss the fact that there are defence committes in destitute quarters as well, they certainly got one important thing right: those gangs that defend property today will support everybody who credibly promises to return order. That is, to protect property. In 1979, those militias were the fiercest champions of Khomeini.

2011/01/31

Zwei Revolten. Ägypten. 2011 Teil II

Filed under: General — In the absence of truth @ 14:13

Teil I findet man hier:  https://intheabsenceoftruth.noblogs.org/post/2011/01/29/zwei-revolten-tunesien-und-agypten-201011/

Die arabische Welt hält den Atem an und schaut auf Ägypten. Der Kampf, der dort dabei ist, sich zu entfalten, ist ein Vorzeichen der Kämpfe, die dort, vielleicht, bald zu sehen sein werden.

Eine Niederlage des ägyptischen Aufstandes, gegen das Militär oder gegen die Islamisten,  wird zu einer Niederlage der Aufstände führen, die schon ihre ersten Schritte tun; in Libyen, im Sudan, Yemen, Algerien. Sie würde vorzeichenen, was aus ihnen werden wird, auf die eine Weise oder die andere.

1: In Ägypten haben sich die Dinge zu einem Punkt entwickelt, wo es klare Anzeichen einer revolutionären Zersetzung und Neuorganisation der Gesellschaft gibt.

Die verhassten Polizeikräfte sind fast zerfallen, sie hatte sich von den Strassen zurückgezogen, und war nirgendwo zu sehen. Diese erstanliche Beobachtung, die vielleicht niemand vorhergesehen hat, und die auf Seiten der Protestierenden Unglauben und Misstrauen weckte, ist nicht so sehr ein Zeichen für die relative Stärke der letzteren – in militärischen Begriffen – , sondern für die innere Schwäche der Polizeitruppe.

Die Truppe zeigte sich halbwegs verlässlich, solange die Protestierenden gesehen werden konnten als Leute aus der Mittelklasse mit akademischem Hintergrund. Es scheint, dass diese Wahrnehmung zusammengebrochen ist, als Leute von den unteren Schichten der Gesellschaft, nach einigem Zögern, begannen, sich mit ihrem Kampf zu identifizieren und auf die Strassen zu gehen.

Die Polizeimacht, die zumeist aus Angehörigen der unteren Schichten rekrutiert wird, scheint sofort zusammengebrochen zu sein, angesichts eines Aufstands, der sich zu grossenteilen als proletarischer erwies.

Das Verschwinden der Polizeimacht von der Strasse, und die sofortige Welle von Plünderungen, die ihm folgte – die meisten Äqypter behauptetn: organisiert von der Polizei selbst – , provozierte eine massenhafte Reaktion: man begann, Nachbarschaftskomittees zu bilden, die dazu bestimmt waren, die Bevölkerung zu verteidigen, sowohl gegen den Staat, als auch gegen die Banden.

2. Auf sehr ähnliche Weise enstand eine andere Form der Selbstorganisation: Arbeiter-Fabrikkomittees, wenigstens in den industriellen Schwerpunkten, wo sich die Arbeiter zusammentaten, um ihre Betriebe zu verteidigen (lies: besetzen), und einen Generalstreik zu organisieren. In diesen Kreisen wird auch versucht, unabhängige Gewerkschaften zu gründen.

Diese Entwicklungen sind bedeutsam, weil über Teile der Gesellschaft, auf dieser Stufe, keine staatliche Kontrolle mer bestand. Die Menschen hatten die Möglichkeit, und die Verpflichtung, sich selbst zu organisieren.

Es scheint, dass, wenn es ein Kriterium gibt, das eine soziale im Gegensatz zu einer bloss politischen Revolution bezeichnet, gerade dies das Kriterium ist. Was wir in Ägypten vor uns sehen, ist eine vollständige soziale Revolution.

Wenn man es von da aus beurteilt, wo die iranische Revolution 1978/79 gescheitert ist, kann man jetzt schon absehen, dass eine Gefahr besteht, tief eingelassen in die zweifache Struktur dieser neuen und spontanen Selbstorganisation. Die zwei Zweige, wenn man so will, können dazu neigen, verschiedene Wege zu gehen, weil sie völlig verschiedene Bedürfnisse ausdrücken, und einer völlig anderen Dynamik unterworfen sind; und dies wird verwendet werden können, um sie abzuschaffen.

1978/79 kamen die Stadtteilkomittees, die komiteha, an einem bestimmten Punkt unter den Einfluss islamistischer Geistlicher und ihrer Anhängerschaft, die in den Wohnvierteln gross und ergeben und organiziert war, und skrupellos, und vollkommen unwillens, nach den Regeln der revolutionären Demokratie zu spielen, sondern die darauf ausging, ihre Gegener zu zerschmettern. Ihr bewaffneter Flügel wurde später in den Apparat der Pasdaran integriert; sehr in derselben Art, wie Feliks Dzershinsky die Cheka geschaffen hat aus den Militärkommissionen der örtlichen Soviets, oder was noch von ihnen übrig war, nachdem sie gesäubert und in ein blosses Instrument verwandelt worden waren.

Auf der anderen Seite gerieten die Arbeiterräte immer mehr unter die Kontrolle leninistischer oder populistischer Organisationen, die ihre Reichweite und potentielle Wirksamkeit zu einem blossen politischen Werkzeug verengten; als die Zeit kam, wo sich die Islamisten gegen die Arbeiter wendeten, fielen alle diese Organisationen, innerhalb von Monaten.

Auf diese Weise unterlag die proletarische Selbstorganisation den Islamisten.

Ihre zwei Zweige vertrat zwei verschiedene Tendenzen, und diente zu letzt zwei verschiedenen Klassen; die Stadtteilkomittees vertraten mehr und mehr das, was man ein kleines Bürgertum nennen könnte, die Fabrikräte die industrielle Arbeiterschaft. Es gab aber keine Struktur, die die Organisation der Gesellschaft als ganzes hätte übersehen können; die aufständische Demokratie, aus der Verteidigung geboren, erwies sich als hilflos, und zu letzt unfähig, dem Feind zu widerstehen.

Wir sehen nicht, was heute dem ägyptischen Aufstand helfen könnte, dieser Falle zu entkommen.

3. Das ägyptische Militär scheint unentschlossen zu sein, ob es sich gegen Mubarak wenden soll, oder gegen den Aufstand. Es hat die Städte betreten, unter dem Beifall der Menge, die es als Gegengeweicht gegen die Polizeikräfte ansieht; und es hat, bisher, davon abgesehen, gewaltsam gegen die Aufständischen einzuschreiten.

Wenige Analysten glauben, dass es das nicht könnte. Wir glauben das aber; denn wir sehen nicht, wie die Armee dem Schicksal, das die Polizei erlitten hat, entkommen könnte.  Und wenn sie es nicht könnte, würden bewaffnete Überläufer aus ihren Reihen sich dem Aufstand anschliessen, der damit bewaffnet wäre. Und dies wäre das Ende jeden Versuchs, die Ordnung wiederherzustellen; welches Ziel sich aber die Führung des Militärs gesetzt hat.

Ausserdem bemüht sich das Militär verzweifelt, ein Teil der Lösung zu sein und nicht ein Teil des Problems; es wird deswegen erst gewaltsam gegen die Proteste vorgehen, wenn es eine so genannte politische Lösung gibt, das heisst eine sogenannte Regierung der nationalen Einheit, unter Baradei oder sonst jemandem, mit oder ohne die NDP.

Der Tag, an dem solche eine Lösung vorgezeigt wird, wird der Tag sein, an dem die Armee ernsthaft einschreiten wird.

Der letzte Faktor in der Gleichung sind die Ikhwan al muslimun. Die Islamisten sind, wie es aussieht, derzeit nicht bereit, in der Vordergrund zu kommen. Sie werden auf den Moment warten, wo man den Gewinner erkennen kann, und ihr Risiko klein halten. Sie unterhalten eine mehr symbolische Präsenz bei den Protesten, und verhandeln im Hintergrund. Sie wissen, dass sie Teil jeder politischen Lösung sein werden, und haben genügend Macht, um sich gegebenenfalls auf den Strassen Gehör zu verschaffen.

Sie sind ein Feind, mit dem man rechnen muss. Denke niemand, sie seien marginalisiert. Sie sind nur vorsichtig. Man wird von ihnen hören, auf die eine Weise oder auf die andere.

Jede so genannte politische Lösung, das soll man nie vergessen, ist keine Lösung. Es geht nicht um eine neue Regierung; wäre es darum gegangen, wäre all das niemals passiert.

Die arabische Welt, und nicht nur diese, schaut zu. Grosse Dinge sind dabei, sich zu entfalten. Niemand weiss, wie es ausgehen wird. Es könnte alles fürchterlich schiefgehen. Damit es nicht fürchterlich schiefgeht, brauchen die Dinge Unterstützung. In Europa, und anderswo, tut Aktion not. Alle, denen etwas am Erfolg der ägyptischen Revolution leigt, müssen aktiv werden. Ihr werdet wissen, was ihr tun müsst, wenn ihr keine kompletten Idioten seid. Ich weiss, viele von euch sind es.

Two Revolts. Egypt. Part II

Filed under: General — In the absence of truth @ 02:45

To see part I, go to https://intheabsenceoftruth.noblogs.org/post/2011/01/30/two-revolts-tunisia-and-egypt-201011/

The Arab world holds its breath, and looks to Egypt. The struggle that is about to unfold there foreshadows the result of the struggles that will, maybe, soon emerge everywhere in that region.

A defeat of the Egyptian uprising, whether at the hands of the military or at the hands of the Islamists, will translate into a defeat for the uprisings that are already in its throes, in Libya, the Arab Sudan, Yemen, and Algeria. It will preclude what will come out of them, in one way or another.

1. In Egypt, matters have evolved to a point where there are clearly signs of revolutionary decomposion and re-organisation of society.

The much-hated police force has nearly disintegrated, it had withdrawn from the streets, it was nowhere to be seen. This astonishing observation, which nobody may have foreseen, and which met unbelief and mistrust at the part of the protesters, indicates not the relative strength of the latter – in military terms – , but the inner weakness of the police force.

This force proved halfways reliable as long as the protesters were perceived as middle class people with an academic beackground. It seemed this notion broke down when people from the lower strata of society, after some hesitation, started to relate to their struggle and poored into the streets in support.

The police force, composed mostly of people from that lower strata, seems to have instantly faltered in the face of an uprising that showed itself to be largely a proletarian one.

The vanishing of the police force from the street, and the instant wave of looting that followed it – most Egyptians claim: organized by the police force itself – prompted a response by the masses: they started to set up neighborhood commitees dedicated to safeguarding the population and organizing its defence, against the state as well as against the gangs.

2. In much the same way, another form of sel-organization sprang into existence: workers factories commitees, at least in the industrial strongholds, where workers unites to defend (we could translate that as: occupy) their workplace, and to organize a general strike. From these circles the attempt to form independent labor unions started, too.

These developements are significant in that there existed, at this stage, no more state control over parts of the life of society. People were given the opportunity, and the obligation, to organize themselves.

It seems that if there is a criterion defining social revolution in contrast to mere political revolution, that is this criterion. What we are facing, in Egypt, today, is a full blown social revolution.

Judging from how the Iranian revolution went wrong, back in 1979, you can already deduce that there is a danger, deeply entrenched in the twofold structure of this new and spontaneuos self-organization. The two branches, if you will, might tend to go different ways, because they represent totally different needs, and experience a total different dynamic; and this could be used to eventually undo them.

Back in 1978/79, the neighborhood comitees, the komiteha, came at some point under the influence of the Islamist clerics and their following; because they had a large and devoted and organized following in those quarters, and one which was wreckless and organized and not willing to play by the rules of revolutionary democracy, but went out to crush their opponents. Their armed wing was later embedded in what would become the Pasdaran organization, in much the same way as Feliks Dzershinsky created the Cheka from what remaind of the military comitees of the local soviets, after having purgend them of all non-bolsheviks and turned them in to a mere instrument.

On the other hand, the workers councils would gradually become controled by leninist and populist left-wing groups which narrowed the scope and potential impact of these councils to a mere political instrument; when the time came when the Islamists turned against the workers, all there organization fell to their attack within months.

Thus, the whole self-organization of the proletariat succumbed to Islamist counter-revolution.

Their two branches represented two different types of tendencies, and ultimately served two different classes: the neighborhood comitees representing more and more what could be called a small bourgeoisie, and the factory councils the industrial proletariat. There was no organization, however, that could see to the organization of post-revolutionary society as a whole; insurgent democracy, born out of defence, proved to be crippled, and ultimately unfit to counter the enemy.

We don’t see what, today, would help the Egyptian uprising to avoid this trap.

3. The Egyptian military seems to be undecided whether to turn against Mubarak, or to turn against the uprising. It has entered the cities, cheered by the crowd who looked at it as a counterweight to the loathed police; and it has, so far, refrained from cracking down on the insurgent people.

Few anaylsts don’t believe it could. We do, however, because we don’t see how the army would avoid meeting the same fate as the police force; and if it did, then the armed defectors would join the uprising, which would thus go armed. And that would spell the end of any attempt to restore order soon; which is what the military leadership is looking for.

Also, the military desperately wants to be perceived as part of the solution, not part of the problem. Therefore it will only crack down on the protests if a political solution is found, that is a governemt of so called national unity, under Baradei or somebody else, and with or without the governing party NDP.

The day such a solution is brought forward is the day the crackdown will begin in earnest.

The last factor in the equation are the Ikhwan al muslimun. The Islamists seem not to be ready to jump to the foreground, and to try to grab for power. They will wait for the moment when the winner is to be seen, and hedge their bets. They maintain a largely symbolic presence within the protests, and negotiating behind the curtain. They know that they will be part of any politial solution, and that they have enough clout on the street to eventually have their voice heard on the street if need be.

They are a foe to be reckoned with. Nobody shall think they are sidelined. The are just cautious. They will be heard of, in some way or another.

Any so called political solution, this we shall remember, is not a solution. This is not about a new government; had it ever been, none of it would have happened.

The Arab world, and not only the Arab world, is watching. Great things are about to unfold. Nobody knows how it will play itself out. It could all go horribly wrong. To not go horribly wrong, things need assistance. In Europe, and elsewhere, action is needed. Everone interested in the success of the Egyptian revolution should become active. You will know what to do, if you are not completely a whacko. Which some of you are.

2011/01/30

Two Revolts: Tunisia and Egypt 2010/11

Filed under: General — In the absence of truth @ 17:52

The Arab World is fully in uproar: this fact alone is already an historic fact.

1. The Arab World, this system of fossilized autocracies, who seem, like zombies, to have climbed out of the cemetaries of revolutionary history; this bizarre world, where it seemed possible, just a short while ago, that presidents found dynasties of presidents, that Pharaos be mumified alive; a world of permanent defense of the achievements of ever the last military „revolution“ made by ever the same officers; of permanent wars, and illusionary glorious victories against the arch-enemy; a system of all-powerful states, who have been failed states right from their beginnings; kep going only by their utter imcompetence, which had, in the meantime, become a economic factor in its own right. And, of course, for the most time, without a meaningful opposition.

This Arab World has, and that is a cause to celebrate!, these days come to an end – histroical days, indeed! Let us hope, that the products, too, of those nightmarish regimes will go down with it, and will not poison the time after; the passivity of the masses, coming from the rightful assumption that they won’t have a stake in all the bog official historical events, the putsches or the corrective „revolutions“; the omnipresent fear of conspiracies, all too well founded in the knowledge to be a mere object of all imaginable plans and designs of the powerful yet sinister figures; and the everlasting readiness to applaud the given stat of affairs, and to ascribe his every undeniable horrors to the external enemy, imperialism and zionism.

Let us hope, even if just fpr the moment, that the people in the Arab World, in these days, conquer their consciousness, and their history, and the sense of their historic responsibility, and the experience that they themselves are the ones who are to make their history. Because, and that is our sinister hope, as soon as a relevant part of mankind conquers this experience, it will start to become true; it will cease to be a desperate illusion and become an objective force; and that mankind could leave behind its passivity, and conquered its own history, what more could communists hope for, as a first step?

2. The Arab World has never been, even if it could appear like that, the sorry, left-behind and backward part of this so brave and modern world; on the contrary, all those all too obvious signs of their total failure have been signs of the failure of the modern world itself, which we all live in; and a historical punishment for the inconceivable failure of mankind, not to have done away with state and capital when there had still been time to do so; from the sorry state of the Arab societies, we only can conclude the sorry state of our own ones; and so, to us, it matters profoundly what is happening there today. It only places the burden ven more firmly onto us to do our part, so that this Arab revolt of today, as the Iranian before, will not have been in vain, or worse.

For the politcal analysts on all sides, it is very easy to track the state of things in the Arab countries back to the total incompetence of their elites; and yet another problem is explained to everyones satisfaction. But it is all too easily forgotten under what particular circumstances these states have come into being, and these societies have entered history, that is the world market.

Therefore, every analyst needs to conceal, or forget, that the whole capitalist modern world, be it of western or moscovite style, had long before lost its ability to give any semblance of a rational order to its societies; that it lost every inner reason it may have had at some point, and quite a long time ago (Wolfgang Pohrt even speaks of 1870); that this order has been „rational“, even „progressive“ only in as much as one could imagine the hewly created proletariat to overthrow it an put universal human emanzipation in it´s place.

After the world war, and the failed revolution, and the counterrevolution and National Socialism, this perspective is profoundly lost. And so domination and exploitation keeps itself alive, against all reason; it would be exaggerated to believe that domination and exploitation would not look, today, like the lived well beyond the point where the had outlived every semblance of their historical legitimation; that they should have been abolished long ago, and yet live, that is what gives them their zombie-like appearance. That they would at least fulfill, what Marx, shuddering himself, would concede to capital as its historic legitimation: that it would produce bourgeoise society, the modern society of free and equal trades of their own labor: no more talk about it! Capital itself, disguised in a spooky masque from pre-modern times, haunts its deserted ghost towns it itself has created.

Islamism itself, this horrible masquerade, is exactly a totally modern movement, which expresses nothing else than capital despairing on itself.

This Arab World, this backward entity, where only a short time ago nothing moved except for the apocalyptic madness of incited fanatics; that is the exact picture, the true face of this whole world we all live in, everywhere; and it is our case that is made on the streets of Tunis, and of Qahira, and, hopefully, soon Tehran again.

3. The revolt in Tunisia has torn apart, at first only for a short moment, the specifical Arab misery, and has shown, for the first time in history, that even an Arab regime can be overthrown by its own population;(1) that not even these seemingly timeless regimes are eternal; that the passivity of the Arab societies is not a fact of nature, but result from a singular historical dead-end street: a dead-end street, to which the specific post-colonial constellation, the failed enterprise of non-capitalist developementand the model of neoliberal modernization forced upon it may have contributed, but whose core is the continuing, never resolved crisis of capital.

That this crisis is defying every trial to resolve it; that no system, the least the most rigid, has been able to organize national formation an world market competitiveness at the same time, without meeting resistance from its own population, which is only supposed to supply human material to this double enterprise; that would be good news for friends of the classless society, as we are; for this crisis, that is yet to be resolved, is nothing but ourselves.

(We will still pause for a moment, to become aware of the fact that there is, of course, indeed such a system, that is able to organize both world market competition, and managing national formation, with great approbation from its population; this systems name is Germany, it is the big winner of the ongoing crisis, and a minfest threat to the future of mankind; revolution, there, is really dead; and mankind to faint of mind and to dull at heart to treat this system, this country of Hitlers efficient grandchildren, as it is to be treated.)

The far-reaching and generally acknowledged redundancy of man, which shows itself in unemployment even of better educated labor, were not in itself a part of crisis of capital, if it not made a part of that crisis by the revolt of those made redundant themselves. Unfortunately, nobody can revolt against unemployment and lack of perspective for long without revolting against the human destiny to be labor in general. A insurrection for work is an absurdity in itself; an insurrection against it would have to be one against domination and exploitation, and as such an ambiguos affair, as long as it not in a position to occupy the factories and destroy the machinery of state.

But at this point, the conquest of the fortresses of domination, the question of the ways to organize a free society imposes itself forcibly, an to that day every revolution has failed to answer it. Until that point, it ist possible that the people in revolt take the way back, and decide to submit, again, to the powers that have always been: wage labour, sovereign state, and family; therefore breathing new life and vigor, which can only be of use of for horrible purposes, into these social forms. If there has been a thing which one can rely on, in all known history, it is counter-revolution.

4. There will not be a government that will be able to govern society as it is after the Tunisian uprising better than Ben Ali did, the wretched despot, and secretly, everybody knows that. But if this would have been all about a better government, none of this wold have happened.

It is not a coincidence that the Tunisian uprising took to forms which seemed to contain, one after the other, the French uprising of 2005, the Greek of 2008 and the Iranian of 2009. Neither is it a coincidence that the Tunisian events seem to fall in that line so seamlessly that every link of that chain seems to be fully understood only in relation to the other links; looked at for what they are alone, they seem to be mere spontanous eruptions of mass passion; looked at as related to each other, they give the disturbing

impression of an ever more precise, ever more encompassing, ever more conscious critique of contemporary society.

Of course we know that there is no such thing any more as positive dialectics of revolution. Yet it looks astonishingly like there was. We will see, in a moment, where it could come grindingly to an end; hope we will that it does’nt, but what is our hope to be counted for?

All these movements of insurrection proceeded from very different circumstances, but all of them developed in similar forms; only that they ste together these forms differently, according to the circumstances and what they demanded. In Tunisia we saw, for the first time, the interaction of all these diverse, even contradicting and conflictuos elements of all the preceding movements; the torching of cars for example, which seems to have evolved in the meantime into a internationally understandable expression of a certain critique of society of commondities, immediately met the feelings of need for safety of the owners of those cars, provoking them to guard their cars, baseball bat in hand. You won’t need a second guess to decide who’s gonna support the interims government, and who most likely isn’t; according to the infamous Arab maxime that 100 years of tyranny are better than a single day of chaos.

But the inner contradictions of the movement could only unfold, because it managed to broaden, and to expel the hated president, and htereby to lift the confrontation to the level of the question of what should come after him; a step further than the greek insurrection had come; and a step forwards into the unknown, where the tendency of those who torch cars will be forced to constitute itself as a historic party, or dissappear.

Doubtlessly, it is exactly this latter tendency which is the most unyielding enemy of a simple continuation of the status quo, and the best guarantee against it; as doubtlessly, their aspirations are wholly contradictory to those of the middle classes, or even more the military. But the latter two had never been able, on their own, to decide that the president must step down; that decision needed to be forced upon them.

What is most interesting is the obviously broad involvement of the industrial working class, which is reflected by all analysts cry, from the beginnings, for the labor unions to step in, solve the crisis and re-found the state! We will see how they get along with that work.

Alltogether the Tunisian movement appaers to be more rational, more wise and more pleasing than the French of 2005; in interesting find that will deliver interesting conclusions about the mistakes of the movement of 2005, which will, for sure, meet the attention it deserves, in the circles concerned.

It already met attention, in the wider region, as one may know; it wasn’t restricted to Tunisia in the first place, already, but had included Algeria, too; under unequally harder circumstances, and confronted with a more brutal and reckless military and a more terrorized population. But then it spread, in short time, to Libya, where there seem to have been incredible squatting movements; and then to the Arab peninsula, and, as one may have heard, to Egypt, where in these days the dawn of Arab freedom is to be seen, or the reflection of its catastrofe.

5. Which of the two, that is not, in the long run, in the hands of the Egyption regime, but in the hand of the revolting Egyptians themselves; because now, when the affair hit Egypt, the center of the Arab world, another player entered the field.

In Egypt, too, it is not about the president; had it been about the president, all this had never happened. One could see (if one could see) a steady build-up of radical opposition activity over the last years; even including fully blown workers insurrections; and none of the so called opposition organizations, not the jaded character masques of the lefts (left-behinds form Arab revolutionary history themselves, too, around the infamous Kifaya coalition), and not the way more powerful Ikhwan al muslimun (the main organisation of Islamism) has been in any position to speak for these movements. To the contrary, their attempts to mobilize for demonstrations, even to call a general strike on the anniversaries of the uprising at Mahala al kubra had met no measurable response.

That was encouraging; if, inversely, there could masses be mobilized in Egypt by organization calling for a reprise of the war against Israel, that would be a desaster.

It appears that these demands have no room in todays demonstrations, and are actively denied room; and for some mysterious reason there seems to be an active substratum of the protests, from whence a spontanous organization goes out, which has managed to deny a voice both to Islamists and to Nasserists.

Whether this substratum consists in a generally shared consciousness, or even is embodied in a central quasi-organization, can not yet be decided.

But nevertheless, nobody knows how much power the Islamists reall can project to the streets; and if one factor is not to be underrated, it is presicely this one. That is something the Iranian Left, for instance, does know better than anyone else. The Ikhwan al muslimun will have to, and the day is not far, place everything they have on bringing this movement down; it is unknowlingly their deadly enenemy, but they know it very well; as soon as the regime collapses, the decisive battle against an unknown foe will start.

And every step the movement goes is astep further into the unknown; there won’t come, after the bad president, a good one who will be much better; but the bad president is historys revenge for still having something like state, and presidents, long after it has emerged that their existence is contradictory to mankinds existence. And hesitation before that problem, united with the attack of a sudden and murderous foe, could be the end that awaits that movement.

6. What do they want, who take part in these uprisings? Not a presideny Baradei, nor Musavi. Not necessarily new elections. And not a war against Israel. But, as they themselves say: a better live. That’s quite reasonable, and one doesn’t have to decide: you cannot be but on their side.

What we don’t know, and not even can guess, is how far the changes they demm necessary will reach; with how little they would be content; and in how far they are aware of how terrible foes will stand in their ways. More terrible than the Arab military, which once had only one destiny: to shoot at its own population, and whose officers are standing on the streets of Egypt today, trying to persuade people to go home.

The Iranian insurgents, who will be watching closely what happens these days, have already had their defeat, long ago, and the last enemy before them. If the Egyptians will take that lection, we will see.

Truely, upsetting times. No one knows yet if it is the beginning of a great peace, or a great war. But spome day, it had to happen.

That mankind is at a turning point: that’s for free. This, it is every day. And every day, it decides, one way or another, in favor of going on like ever before. But not every day the logic of history itself, the objective process forces upon it a decision to be taken explicitly, actively and consciously. And the days, where this happes, are days, where there is room for both admirable heroism and fateful moronity; days of decision, when common and generalized doubts on the way the world is going are possible; and where mankind could muster the force to awake, shuddering, to its situation. Days where the isolation around us seems to be lifted; where we no longer seem lonely with our doubts and fear; days, where things could start shifting, and concepts start moving; like the painful seconds between sleep and awakening. Days where is seems we could still become human. It is these days solely that it’s worth living for.

1 There hasn’t been a thing like that before, not 1988 in Algeria nor 1985 in the Sudan; even you hear that sometimes today. Those events, incisive as they have been, are by a far shot differnet than what is happening today.

2 And you won’t need a second guess, too, to understand that the torching of cars is exactly an anticipated attack on those parts of the own class who are viewed as partisans of the order, rightfully or wrongly; and therefore, at least a symbolic attack on passivity and connivency on part of the working class; it is as much an attack on the central pillar of the self-conception of labor power, its mobility and its social status.

2011/01/29

Zwei Revolten. Tunesien und Ägypten 2010/11

Filed under: General — In the absence of truth @ 16:10

Die arabische Welt ist in vollem Aufruhr: diese eine Tatsache alleine ist schon eine historische Tatsache.

1. Die arabische Welt, dieses System von fossilen Autokratien, die wie Zombies dem Friedhof der Revolutionsgeschichte entstiegen schienen, diese bizarre Welt, in der es vor kurzem noch möglich schien, dass Präsidenten Dynastien gründen, Pharaonen bei lebendigem Leib mumifiziert werden; eine Welt der immerwährenden Verteidigung der immer neuen Revolutionen der immer gleichen Offiziere, der immerwährenden vaterländischen Kriege und illusionären glorreichen Siege gegen den Erzfeind; ein System von allmächtigen Staaten, die schon von Gründung an gescheiterte Staaten waren; aufrecht erhalten durch nichts als ihre eigene Unfähigkeit, die nachgerade schon zu einer nicht unbedeutenden ökonomischen Grösse geworden war; und seit langem ohne jede relevante Opposition.

Diese arabische Welt ist, und das soll man feiern, in diesen Tagen – historische Tage, tatsächlich! – zu einem Ende gekommen. Wir wollen hoffen, dass auch die Produkte dieser alptraumhaften Regime mit ihnen zu grunde gehen, und nicht noch die Zeit danach vergiften; die Passivität der Massen, die aus dem richtigen Bewusstsein kommt, an allen grossen geschichtlichen Ereignissen, den Putschen und korrektiven Umstürzen, keinen Anteil zu haben; der allgegenwärtigen Furcht vor Verschwörungen aller Art, die nur allzu wohl gegründet ist in dem Wissen, tatsächlich blosses Objekt aller nur denkbaren Pläne von in der Tat finsteren Gestalten zu sein; und dabei der allgegenwärtigen Bereitschaft, den gegenwärtigen Zustand gut zu heissen, und alle seine unabstreitbaren Schrecken dem äusseren Feind, dem Imperialismus, den Zionismus zuzuschreiben.

Wir wollen hoffen, und sei es nur für einen Augenblick, dass in diesen Tagen die Menschen in den arabischen Staaten ihr Bewusstsein, und ihre Geschichte erobern, und damit ihre historische Verantwortung, und die Erfahrung, dass sie ihre Geschichte selbst machen müssen. Denn, und dies ist unsere finstere Hoffnung, sobald ein relevanter Teil der Menschheit diese Erfahrung erobert, fängt sie an, wahr zu werden, und verwandelt sich von einer verzweifelten Illusion in eine objektive Macht; und dass die Menschheit ihre Passivität hinter sich liesse, und ihre Geschichte eroberte, was könnten Kommunist/innen sich, als einen ersten Schritt, besseres wünschen?

2. Die arabische Welt, das war nie, auch wenn es so schien, der traurige, abgehängte, rückständige Teil dieser so schönen und modernen neuen Welt; sondern alle so offensichtlichen Zeichen ihres völligen Scheiterns waren Zeichen des Scheiterns dieser Moderne selbst, in der wir alle leben, und eine historische Strafe für das unfassbare Versäumnis der Menschheit, mit Staat und Kapital nicht Schluss gemacht zu haben, als es nocht Zeit war; am traurigen Zustand der arabischen Gesellschaften lesen wir nur den traurigen Zustand der unseren ab, und es geht uns aufs genaueste etwas an, was dort heute passiert; und es lädt uns nur um so mehr die Verpflichtung auf, das unsere zu tun, damit diese heutige arabische Revolte, und die iranische vor ihr, nicht vergebens gewesen ist, oder schlimmeres.

Es ist für die politischen Analysten aller Seiten einfach, die Zustände in den arabischen Ländern etwa auf die völlige Unfähigkeit ihrer Eliten zurückzuführen; und schon wieder hat man ein Problem zur völligen Zufriedenheit erklärt. Aber man vergisst gerne die konkreten Bedingungen, unter denen diese Staaten entstanden und diese Gesellschaften in die Geschichte, und das heisst in den Weltmarkt eingetreten sind.

Denn man muss, alle Analysten aller Seiten, um jeden Preis verschweigen, oder vergessen, dass die ganze kapitalistische Moderne, westlicher oder moskauer Ordnung, schon lange jede Fähigkeit verloren hatte, den Gesellschaften eine irgendwie vernunftähnliche Ordnung zu geben; dass sie jede innere Vernunft, die sie vielleicht irgendwann einmal gehabt haben mag, verloren hat, und zwar schon vor langer Zeit (Wolfgang Pohrt spricht immerhin von 1870); und dass diese Ordnung „vernünftig“, sogar „fortschrittlich“ überhaupt nur gewesen ist zu einer Zeit, wo man sich einbilden konnte, das neugeschaffene Proletariat könne diese Ordnung umwerfen und die allgemeine menschliche Befreiung an ihre Stelle setzen.

Mit dem Weltkrieg, und der ausgebliebenen Revolution, und erst Recht mit der Konterrevolution und dem Nationalsozialismus ist diese Perspektive völlig verloren gegangen. Und so erhält sich Herrschaft und Ausbeutung, gegen jede Vernunft, am Leben; es wäre übertrieben, zu glauben, man sähe es der Herrschaft wie der Ausbeutung nicht an, dass sie das Ablaufen aller ihrer historischen Rechtfertigungen überlebt hat; dass sie längst abgeschafft gehört hätte, und trotzdem lebt, das macht sie gerade so zombiehaft. Dass sie wenigestens zu erfüllen vermöchte, was Marx dem Kapital als historische Legitimation schaudern zugestehen mochte: die bürgerliche Gesellschaft herzustellen, die moderne Gesellschaft von freien und gleichen Verkäufern ihrer Arbeitskraft; keine Rede mehr davon! Das Kapital selbst, in Gestalt einer vormodernen Spukmaske, sucht wie ein Alptraum die leeren Geisterstädte heim, die es selbst geschaffen hat.

Der Islamismus selbst, diese blutige Maskerade, ist genau eine vollständig moderne Bewegung, in der nichts zum Ausdruck gebracht wird als die Verzweiflung des Kapitals an sich selbst.

Diese arabische Welt, dieses rückständige Gebilde, in dem bis vor kurzem nichts sich regte als der apokalyptische Wahnsinn verhetzter Fanatiker: das ist das exakte Abbild, das wahre Gesicht dieser ganzen Welt, in der wir alle leben, überall; und es ist unsere eigene Sache, die auf den Strassen von Tunis und Qahirah verhandelt wird; und, wie wir hoffen, auch bald wieder auf denen von Tehran.

3. Die Revolte in Tunesien hat, für einen kurzen Moment zunächst, das ganze spezifisch arabische Elend zerrissen, und zum ersten Mal in der Geschichte gezeigt, dass ein arabisches Regime von der eigenen Bevölkerung gestürzt werden kann;(1) dass auch diese scheinbar geschichtslos gewordenen Regime nicht ewig sind; und dass auch die Passivität der arabischen Gesellschaften keine Naturtatsache, sondern Ergebnis einer einzigartigen historischen Sackgasse sind; einer Sackgasse, zu der die speziell postkoloniale Konstellation, der gescheiterte Versuch eines nicht-kapitalistischen Aufbaus, das daraufgesetzte Modell der neoliberalen Modernisierung beigetragen haben mögen, deren Kern aber die fortgesetzte, nie überwundene Krise des Kapitals ist.

Dass diese Krise allen ihren bisherigen Bewältigungen trotzt; dass kein System, am wenigsten die am meisten rigiden, gleichzeitig nationale Formierung und Weltmarktfähigkeit organisieren kann, ohne auf Widerstand in der eigenen Bevölkerung zu treffen, welche in solchen Versuchen immer nur das menschliche Material herzugeben hat; das wäre für Freund/innen der klassenlosen Gesellschaft eine gute Nachricht; denn diese Krise, die da nicht bewältigt werden kann, sind ja wir selber.

(Wir wollen einen Moment innehalten, um uns bewusst zu werden, dass es ein System sehr wohl gibt, das nationale Formierung und Weltmarktfähigkeit unter grosser Zustimmung seiner Bevölkerung zu organisieren vermag; sein Name ist Deutschland, es ist der grosse Gewinner der jetzigen ökonomischen Krise, die Revolution ist dort wirklich tot, und die Menschheit insgesamt zu schwach an Verstand und zu träge im Herzen, um diese effizienten Enkel Hitlers als das zu behandeln, was sie sind.)

Die weitgehende und allgemein bewusste Überflüssigkeit der Menschen, die sich in einer breiten Beschäftigungslosigkeit von sogar gut ausgebildeter Arbeitskraft zeigt, wäre an sich kein Krisensymptom des Kapitals, wenn es nicht von den Revoltierenden zu einem solchen Krisensymptom gemacht wird. Leider kann niemand dauerhaft gegen die Beschäftigungslosigkeit und damit Perspektivlosigkeit revoltieren, ohne gegen die menschliche Bestimmung, Arbeitskraft zu sein, im allgemeinen zu revoltieren. Ein Aufstand für Arbeit ist eine lächerliche Nichtigkeit; ein Aufstand dagegen ist ein Aufstand gegen Herrschaft und Ausbeutung, und als solcher auch zumindestens eine zweideutige Angelegenheit, solange er nicht in der Lage ist, die Fabriken zu besetzen und die Staatsmaschine zu zerschlagen.

Bei Gelegenheit der Eroberung der Bastionen der Herrschaft allerdings stellt sich die Frage nach der wirklichen Organisation einer befreiten Gesellschaft, an welcher noch jede Revolution gescheitert ist. Es ist auf jeder Stufe des Prozesses bis dahin möglich, dass die Revoltierenden den Weg zurück einschlagen, und sich entschliessen, sich dem, was immer war: der Lohnarbeit, dem souveränen Staat, der Familie, wieder zu fügen, und diesen abgelebten Formen damit neues Leben und neue Kraft einhauchen; welche nur zu fürchterlichen Zwecken verwendet werden können. Wenn aber eines, über alle Geschichte, immer verlässlich war, war es die Konterrevolution.

4. Es wird keine Regierung geben, die die Gesellschaft, wie sie nach der tunesischen Revolte ist, besser wird regieren können als die Regierung Ben Alis, des verkommenen Despoten, und insgeheim weiss das jeder Mensch. Aber wenn es um eine bessere Regierung für Tunesien gegangen wäre, wäre alles das auch nicht passiert.

Es ist kein Zufall, dass die tunesische Revolte in Formen verlief, die nacheinander die französischen Aufstände von 2005, die griechischen von 2008 und die iranischen von 2009 zu enthalten schien. Es ist auch kein Zufall, dass die tunesischen Ereignisse sich so nahtlos in diese Folge einreihen (vielleicht ergänzt um einige andere Ereignisse), dass jedes Glied dieser Kette erst verständlich zu werden scheint durch den Bezug auf alle anderen; für sich betrachtet, sind es alles spontane Ausbrüche verschiedener massenhafter Leidenschaften; aufeinander bezogen, ergibt sich das bestürzende Bild einer immer genaueren, vollständigeren, und sich seiner selbst immer bewussteren praktischen Kritik dieser heutigen Gesellschaft.

Wir wissen natürlich, dass es eine positive Dialektik der Revolution nicht geben kann. Es sieht trotzdem zum Erstaunen danach aus, als ob es eine gäbe. Wir werden gleich vielleicht noch sehen, woran sie zuletzt knirschend zu einem Stillstand kommen könnte; hoffen werden wir, dass sie es nicht tut, aber was gilt schon unsere Hoffnung?

Jede dieser Aufstandsbewegungen ging von völlig anderen Bedingungen aus, aber jede entwickelte ähnliche Formen; sie setzte sie nur immer verschieden zusammen, je nach den Umständen und dem, was sie erforderten. In Tunesien sah man zum ersten Mal das Zusammenwirken aller dier verschiedenen, in sich widersprüchlichen und konfliktuöse Elemente der vorhergehenden Bewegungen; das Anzünden von Autos beispielsweise, das offenbar mittlerweile zum international verständlichen Ausdruck einer bestimmten Kritik der Warengesellschaft geworden ist, traf unmittelbar auf das Sicherheitsbedürfnis derjenigen, denen diese Autos gehörten, und brachte diese dazu, ihre Autos selbst, mit Baseballschlägern in der Hand, zu bewachen. Man muss nicht lange raten, um zu entscheiden, wer von beiden die Übergangsregierung unstützen dürfte, und wer nicht; nach der bekannten arabischen Maxime, dass 100 Jahre Despotie besser sind als nur ein einziger Tag Chaos.(2)

Die inneren Widersrpüche der Bewegung konnten sich aber gerade nur entfalten, weil es ihr gelang, sich zu verbreitern, und den allgemein verhassten Präsidenten zu vertreiben, und die Auseinandersetzung auf das Niveau der Frage zu heben, was denn nach ihm kommen soll; ein Schritt weiter, als dies den griechischen Aufständischen gelungen ist, und ein Schritt vorwärts ins Ungewisse, in dem sich die Tendenz derer, die Autos anzünden, als eine eigene historische Partei in diesen Auseinandersetzungen konstituieren muss, oder untergehen.

Zweifellos ist gerade diese Tendenz die der unbeugsamsten Gegner einer einfachen Verlängerung des bisherigen Zustandes, und der beste Garant dagegen; ebenso zweifellos sind ihre Wünsche völlig unverträglich mit denen der Mittelschichten, oder gar des Militärs. Diese beiden hätten aber die Entscheidung, den Präsidenten zu verteiben und neu anzufangen, niemals treffen können; diese Entscheidung wurde ihnen aufgezwungen.

Bemerkenswert ist übrigens die offenkundige Beteiligung der relativ grossen tunesischen Arbeiterschaft, die noch darin ihre Widerspiegelung findet, dass von Anfang an die Analysten nach den offiziellen Gewerkschaften riefen, die als einzige Kraft in Frage kämen, die Krise zu überwinden und den Staat neu zu begründen! Wir wollen sehen, wie sie mit dieser Aufgabe zurechtkommen.

Insgesamt erscheint die tunesische Bewegung weit vernünftiger, weit erfreulicher und klüger als die französische von 2005; eine Tatsache, die interessante Erkenntnisse liefern kann über die grundlegenden Fehler der Bewegung von 2005, und die in den Kreisen, die es angeht, sicherlich genaueste Beachtung finden wird.

Genaueste Beachtung hat sie bereits in der unmittelbaren Region gefunden, wie man wissen wird; sie war schon von Anfang an nicht auf Tunesien beschränkt, sondern hatte ursprünglich auch Algerien mit umfasst; dort unter ungleich härteren Bedingungen, und konfrontiert mit einem ungleich rabiaterem Militär und einer viel terrorisierteren Bevölkerung. Sie hat aber nach kürzer Zeit schon nach Libyen hinübergegriffen, wo sich unerhörte Hausbesetzungsbewegungen ereignet haben müssen; darüber hinaus auf die arabische Halbinsel, und, wie man sich erinnern wird, auf Ägypten, wo in diesen Tagen die Morgenröte der arabischen Freiheit, oder aber bereits der Widerschein ihrer vollständigen Katastrofe zu sehen ist.

5. Was von beiden man sehen wird, hat nicht das ägytische Regime in der Hand, sondern die revoltierenden Ägpter selbst. Denn nun, sobald die Angelegenheit Ägypten, das Zentrum der weiteren arabischen Welt, erreicht, tritt ein anderer Spieler auf das Feld.

Auch in Ägypten geht es nicht nur um den Präsidenten; und auch in Ägypten hätte es das alles nicht gegeben, wenn es nur um den Präsidenten gehen hätte sollen. Man
hatte dort schon seit Jahren eine sich steigernde Folge von radikalen oppositionellen Aktivitäten sehen können, wenn man es nur wollte; bis hin zu Arbeiteraufständen; und keine der sogenannten oppositionellen Organisationen, nicht die abgelebten Charaktermasken der Linken (wiederum Überreste der arabischen Revolutionsgeschichte um die Kifaya-Koalition) und auch nicht die wesentlich mächtigeren Ikhwan al muslimun (die Hauptorganisation des Islamismus) waren in den Stand gekommen, für diese Bewegungen sprechen zu können. Im Gegenteil, ihre Versuche, an den Jahrestagen des Aufstands in Mahala al kubra zu Demonstrationen, gar zum Generalstreik aufzurufen, hatten überhaupt kein messbares Ergebnis.

Das war ermutigend; wenn umgekehrt in Ägypten Massen zu mobilisieren wären von Organisationen, die vor allem die Wiederaufnahme des Krieges gegen Israel fordern, wäre es eine Katastrofe.

Es zeigt sich denn auch, dass in den jetzigen Demonstrationen solche Forderungen keinen Raum haben; ihnen auch aktiv kein Raum gelassen; aus irgendeinem rätselhaften Grund scheint es ein aktives Substratum der Proteste zu geben, von denen eine spontane Organisation ausgeht, die es bisher geschafft haben, den Islamisten wie den Nasseristen die Stimme zu entziehen.

Ob dieses Substratum in einem allgemein geteilten Bewusstsein besteht, oder sich sogar in einer dezentralen Quasi-Organisation verkörpert, lässt sich noch nicht entscheiden.

Und dennoch, niemand weiss, wieviel Macht die Islamisten in die Strasse werfen könnten; und wenn man eines niemals unterschätzen darf, dann diesen Faktor. Die iranische Linke weiss das besser als irgendjemand. Und die Ikhwan al muslimun werden, und der Tag ist nicht fern, alles, was sie haben, daran setzen müssen, mit dieser Bewegung fertig zu werden; sie ist, ohne es zu wissen, ihr Todfeind; sie wissen das freilich ganz gut; sobald das Regime zerfällt, wird die entscheidende Schlacht gegen einen unbekannten Feind erst anfangen.

Und jeder Schritt, den die Bewegung geht, ist ein weiterer Schritt ins Ungewisse; es kommt nicht, nach dem schlechten Präsidenten, plötzlich ein guter, der alles besser Macht; sondern der schlechte Präsident ist die Rache der Geschichte dafür, so etwas wie Präsidenten und Staaten noch zu haben, nachdem sich lange gezeigt hat, das so etwas mit der Existenz der Menschheit nicht vereinbar ist. Und das Zögern vor diesen Schwierigkeiten, vereint mit dem Angriff eines unerwarteten und mörderischen Feindes, kann das Ende sein, das dieser Bewegung bevorsteht.

6. Was wollen die, die an diesen Aufständen teilnehmen? Nicht eine Präsidentschaft Baradei, oder Musawi. Nicht unbedingt neue Wahlen. Und auch keinen Krieg gegen Israel. Sondern, wie sie es sagen, ein besseres Leben. Vernünftig, und man hat gar nicht die Wahl: man mus auf ihrer Seite sein.

Was man nicht weiss, und auch nicht ahnt, ist, wie weit die Veränderungen reichen werden, die sie für nötig halten; mit wie wenig sie sich nötigenfalls zufrieden gäben; und wie genau sie sich im klaren darüber sind, welche furchtbaren Feinde sich ihnen noch in den Weg stellen werden. Furchtbarer noch als das arabische Militär, das einmal nur die eine Funktion erfüllte: auf die eigene Bevölkerung zu schiessen, und dessen Offiziere heute auf den ägyptischen Strassen stehen und die Leute bitten, doch nach Hause zu gehen.

Die iranischen Aufständischen, die sehr genau zusehen werden, was da gerade passiert, haben diese Niederlage schon lange hinter sich, und den letzten Feind vor sich. Ob die Ägypter sich das iranische Elend eine Lehre sein lassen, wird man erst sehen.

Wahrhaftig, aufregende Zeiten. Noch weiss man nicht, ob dies der Beginn eines grossen Friedens, oder eines grossen Krieges sein wird. Aber irgendwann musste es einmal passieren.

Dass die Menschheit an einem Wendepunkt angelangt ist: geschenkt. Das ist sie jeden Tag. Und jeden Tag entscheidet sie sich, auf die eine oder andere Weise, für die Fortdauer desselben Elends. Aber nicht jeden Tag zwingt die Logik des objektiven Prozesses sie, diese Entscheidung ausdrücklich, und bewusst, zu treffen. Und diese Tage, an denen dies doch geschieht, sind Tage, an denen Raum ist für sowohl bewundernswerten Heroismus als auch verhängnisvolle Dummheit; Tage der Entscheidung, an denen alleine massenhafte Zweifel am Weg, den die Dinge gehen, möglich sind, und an denen die Menschheit die Kraft finden könnte, sich schaudernd ihrer Lage bewusst zu werden. Tage, in denen die Vereinzelung aufgehoben scheint; in denen wir mit unseren Zweifeln nicht mehr alleine zu sein scheinen; Tage, in denen allein die Verhältnisse ins Rutschen und die Begriffe in Bewegung geraten könnten; Tage, die wie die qualvollen Sekunden sind zwischen Schlaf und Wachen. Tage, in denen es scheint, als könnten wir doch noch Menschen werden. Diese Tage sind es, für die sich einzig zu leben lohnt.

„Into this furnace
I ak you now to venture;
You, whom i cannot betray.“

1 So etwas hat es noch nicht gegeben, nicht 1988 in Algerien und nicht 1985 im Sudan; auch wenn man das beides neuerdings öfter hört. Beide Ereignisse, so einschneidend sie waren, sind nicht vergleichbar mit dem, was jetzt in Tunesien passiert ist.

2 Man muss auch nicht mehr lange raten, um zu begreifen, dass das Anzünden von Autos gerade ein vorweggenommener Angriff auf diejenigen Teile der eigenen Klasse ist, die man als Parteigänger der Ordnung betrachtet, ob zu recht oder zu unrecht; und damit ein mindestens symbolischer Angriff gegen Passivität und Einverständnis der proletarischen Klasse; sosehr es ein Angriff gegen das zentrale Symbol des Selbstverständnisses der Arbeitskraft von heute ist, ihre Mobilität und ihren Status.

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